Wie entsteht Wissen? Wie kann man Wissen “haltbar” machen und verteilen, wer klaut und spioniert nach Wissen und warum? In einer tollen, interaktiven Ausstellung mit viel Fühlen, Tasten, Ausprobieren und – meinem Highlight – eingebauten Escape-Rooms (!) kann man in Dortmund auf Zeche Zollern noch bis zum 13. Oktober 2019 der durchaus abenteuerlichen Spur des Wissens nachgehen.

Offenlegung: Der vorliegende Beitrag entstand auf Einladung durch das LWL-Industriemuseum Zeche Zollern, Dortmund, zu einem Socialmedia-Walk am 04. April 2019. Eindrücke und Meinungen bleiben die meinigen.

Post-its als Enzyklopädie. Warum nicht?
Post-its als Enzyklopädie. Warum nicht?

Wie entsteht Wissen?

Bei “Alles nur geklaut” (offizielle Website) wird in der aktuellen Sonderausstellung auf Zeche Zollern, Dortmund, derzeit das Wissen in den Mittelpunkt gestellt. Unterteilt in verschiedene Schwerpunkte bewegen wir uns zuerst einmal im Bereich “Wissen schaffen”. Ob das Wissen durch Handauflegen wie bei den alten Ägyptern 1.300 v. Chr. kreiert wird, oder von den Göttern Prometheus-like vom Himmel fällt – wo wären wir, hätten wir uns nicht mit Wissen versehen und weitergebildet?

Wie so ein Wissen sich durch die Jahrtausende entwickelt, sieht man auch schön am Beispiel der Evolution des Rades (Feuer ging leider nicht im Museum): der älteste Fund eines Rades stammt aus der Jungsteinzeit (!), und wurde in einem Moor bei Aurich entdeckt. Friedlich darunter posiert ein Breitschluppen aus dem Formel1-Fahrerlager von Pirelli – der sogar extra nur für diese Ausstellung erworben wurde. In dem Fall: Anfassen erlaubt!

Wissensvermittlung durch Handauflegen - muss ich mal ausprobieren!
Wissensvermittlung durch Handauflegen – muss ich mal ausprobieren!
Näher kommt man nicht an die Formel1 ran.
Näher kommt man nicht an die Formel1 ran.
Schon in der Jungsteinzeit kannte man Räder. Wie hier an diesem Teilstück aus einem Moorfund zu sehen ist.
Schon in der Jungsteinzeit kannte man Räder. Wie hier an diesem Teilstück aus einem Moorfund zu sehen ist.
Tolle Projektionsflächen für Bewegtbild an der Decke - gleich mehrfach in der Ausstellung. Sehr gelungen.
Tolle Projektionsflächen für Bewegtbild an der Decke – gleich mehrfach in der Ausstellung. Sehr gelungen.

Wie kann man Wissen manifestieren und weitergeben?

Wer sich in den Selfiestationen, die in der Ausstellung verteilt sind, einmal verfremdet hat (optional mit “Cloud”-Upload), der kann sich dem nächsten Bereich widmen – Wissen speichern ist angesagt. Ob auf Post-its, die später vom Künstler tatsächlich gerahmt und verkauft werden, oder in den 243 Bänden der Grünitz-Enzyklopädie – da gibt’s schon ein paar Möglichkeiten. Schön ist auch der Einblick in verschiedene andere “Medien” zur Speicherung – Ihr dürft sie durch Tasten erraten. Wer hat alles richtig?

Was für eine Idee! Post-its mit Wissen. Soviel schreibe ich normalerweise nicht auf so einen Haftnotizzettel...
Was für eine Idee! Post-its mit Wissen. Soviel schreibe ich normalerweise nicht auf so einen Haftnotizzettel…
Grünitz hat zu Lebzeiten nicht alle Bände fertiggestellt. Aber mehrere Bände pro Jahr ist der Hammer!
Grünitz hat zu Lebzeiten nicht alle Bände fertiggestellt. Aber mehrere Bände pro Jahr ist der Hammer!
Wer fühlt's? In den Löchern sind auch Wissensspeicher versteckt.
Wer fühlt’s? In den Löchern sind auch Wissensspeicher versteckt.

Wertvolles Wissen und Patente

Wissen kann auch sehr wertvoll sein. Neben Patenten, die zum Schutz geschaffen wurden, hat man natürlich den Kopf als Wissensmonopol. Bietet man lukrativere Arbeitsbedingungen und ein bisschen Komfort – Schwupps – kann man selbst Porzellan herstellen!

Porzellan - das weiße Gold.
Porzellan – das weiße Gold.

Bei entsprechendem Know-How nimmt’s man unter anderem auch nicht so genau mit der Ethik. Ob der Herr von Braun bei der Entwicklung einer Rakete Tausende von Zwangsarbeitern persönlich angefordert hat, spielte beim Wettrennen um den Weltraumflug zum Mond für die Amerikaner wohl keine Rolle mehr…

V2-Fragmente aus einem überfluteten Stollen in Nordhausen...
V2-Fragmente aus einem überfluteten Stollen in Nordhausen…
...unter furchtbaren Bedingungen entwickelt und hergestellt.
…unter furchtbaren Bedingungen entwickelt und hergestellt.

Schön dargestellt und sehenswert sind die Einblicke in Patente. Ob mit einer Hologramm-Projektion für den selbstdrehenden Weihnachtsbaumständer oder ausgewählten Patenten mit Bedeutung für das Ruhrgebiet – eine Aufbereitung, die ihresgleichen sucht. Und wer weiß schon, dass Adenauer auch Erfinder war?

Das Ruhrgebiet hat einige Patente hervorgebracht.
Das Ruhrgebiet hat einige Patente hervorgebracht.
Elon Musk findet Erwähnung wie auch Konrad Adenauer. Der hat immerhin den beleuchteten Stopfpilz erfunden!
Elon Musk findet Erwähnung wie auch Konrad Adenauer. Der hat immerhin den beleuchteten Stopfpilz erfunden!

Kopien und Plagiate

Einer meiner Lieblingsabschnitte der Ausstellung behandelt Kopien und Plagiate. Hier könnt Ihr nicht nur selbst mal an Düften schnuppern und die Fälschung rausbekommen. Auch in der Musikbranche geht es hoch her, und nicht immer ist es so einfach, die Kopie zu erkennen – hört mal rein!

Dufte! Sieht eigentlich gut nachgemacht aus - aber riecht es auch wie das Original?
Dufte! Sieht eigentlich gut nachgemacht aus – aber riecht es auch wie das Original?
Klamotten sind ein beliebtes Objekt für Fälscher. Trikots...
Klamotten sind ein beliebtes Objekt für Fälscher. Trikots…
...und Schuhe. Auch schon für die ganz Kleinen!
…und Schuhe. Auch schon für die ganz Kleinen!

Spione!

Reale und fiktive Spione “kümmern” sich um das Wissen der Anderen. Biografische Ausflüge in das Leben der Mata Hari und ihrer weniger bekannten Chefin Dr. Schragmüller finden sich neben dem Gebiss des “Beißers” von unserem Wattenscheider Jung’ James Bond oder einer Enigma.

Ziemlich krass sind die Spionage-“Gadgets” aus Weltkrieg und Kaltem Krieg. In Gießkannen eingebaute Kameras der Stasi zum Bespitzeln von Friedhofsgästen – das ist schon gruslig und man kann sich kaum ausdenken, sowas…

Mata Hari sammelte Berichte über sich selbst.
Mata Hari sammelte Berichte über sich selbst.
So ähnlich könnte sie bekleidet gewesen sein, klar, dass sie den Männern den Kopf verdrehte!
So ähnlich könnte sie bekleidet gewesen sein, klar, dass sie den Männern den Kopf verdrehte!
Kleinstwaffen und -kameras. Handwerkliche Kleinode.
Kleinstwaffen und -kameras. Handwerkliche Kleinode.
Überwachungskameras in Objekten, das kannste Dir nicht vorstellen...
Überwachungskameras in Objekten, das kannste Dir nicht vorstellen…
Spion in Spitzenhöschen, äh, -BH!
Spion in Spitzenhöschen, äh, -BH!
I bims, D1 Beißer! (Und den mag ich ja, einer meiner Lieblingsbösewichte.)
I bims, D1 Beißer! (Und den mag ich ja, einer meiner Lieblingsbösewichte.)

Wissen freigeben. Kontrolliert?

Haben wir eigentlich die Kontrolle über unser Wissen, unsere Daten? Wem geben wir freiwillig oder unfreiwillig Einblick in das Wissen, das nur uns angeht? Sensoren und Tracker umgeben uns mittlerweile den ganzen Tag und übermitteln unser Wissen, in der Regel mit unserem Einverständnis oder Akzeptanz. Richtig gruselig ist dann aber die Puppe, die auf dem Röntgenbild ihr Inneres offenbart. “Fantastisch, was sie alles weiß!” ist da nicht nur ein Werbespruch..

"Fantastisch, was sie alles weiß!"
“Fantastisch, was sie alles weiß!”
Auch über das Leben hinaus vermitteln wir Wissen.
Auch über das Leben hinaus vermitteln wir Wissen.
Glück auf, Kumpel!
Glück auf, Kumpel!
Echt oder eine Fälschung? Duckomenta-Objekte finden hier ein Stelldichein.
Echt oder eine Fälschung? Duckomenta-Objekte finden hier ein Stelldichein.

Die geheimen Escape-Räume

Unbestrittenes Highlight ist für mich wie eingangs erwähnt jedoch die Möglichkeit, die Ausstellung in gleich sechs geheimen Escape-Rooms zu entdecken. In kleinen Teams kann man jeweils von einem zum nächsten Raum gelangen – wenn man denn alle Rätsel gelöst hat. Ein großer Spaß für Groß und Klein! Hier ist Um-die-Ecke-Denken angedacht, und clevere Codes und Kombinationen müssen gefunden werden. Hiervon gibt es extra keine Bilder in diesem Blogpost – ich will ja nichts verraten!

Für größere Gruppen sollte man reservieren, ansonsten würde ich hier empfehlen, erst einmal die Ausstellung zu durchlaufen und dann diesen speziellen Rätselparcour in Angriff zu nehmen.

Mitmachen ist angesagt

Wer dann immer noch Zeit hat: in der Werkstatt gibt’s weitere Möglichkeiten für Wissenserlebnisse – ob weltweite Einblicke in Schönheitsideale, Fälschungsrätsel, aus dem Rahmen fallende Selfies!

Ein Kleid aus News - oder sind es Fake-News?
Ein Kleid aus News – oder sind es Fake-News?
Der Schrei - etwas anders interpretiert!
Der Schrei – etwas anders interpretiert!

Blogger-Wissen

Mit mir vor Ort waren beim Socialmedia-Walk auch drei weitere Blogger. Was haben sie über Zeche Zollern und/oder die Ausstellung geschrieben?

 

Fazit

“Alles nur geklaut – die abenteuerlichen Wege des Wissens” geht neue Wege im Umgang mit Wissen. Vielerorts kann man mit Objekten der Ausstellung interagieren, nicht immer ist jedoch erkennbar, warum man jetzt gerade mal Dinge nicht anfassen darf und ein anderes Mal dann doch. Die Idee mit den Escape-Räumen hat mir so sehr gefallen, dass ich später noch einmal mit der ganzen Familie die Ausstellung besucht habe! Kinder, Jugendliche, Schülerinnen und Schüler haben 2019 freien Eintritt in die LWL-Museen/Dauerausstellungen (Stand: 19.05.2019).

Ich vergebe für diese Sonderausstellung drei von drei Schachtzeichen

Mein Extra-Tipp: Zeche Zollern bietet auch weitere interessante Führungen wie die mit Auge und Stift – darüber habe ich bereits berichtet. Bringt auf jeden Fall Zeit mit, wenn Ihr dort hin fahrt, auch für das riesige Gelände. Wer möchte, kann auch in das Restaurant “Pferdestall” auf dem Zechengelände einkehren. Is(s)t lecker, und auf jeden Fall mal was anderes als die üblichen Museumscafés!

Dortmund, Zeche Zollern – Alles nur geklaut? Eine Ausstellung auf der Spur des Wissens.
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2 Kommentare zu „Dortmund, Zeche Zollern – Alles nur geklaut? Eine Ausstellung auf der Spur des Wissens.

  • 19. Mai 2019 um 22:14 Uhr
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    danke für den Tipp. Ohne deinen Beitrag wäre die Ausstellung glatt an mir vorbei gerauscht. Braucht es da nicht ein wenig mehr PR seitens des LWL?

    Antworten
    • 19. Mai 2019 um 22:15 Uhr
      Permalink

      Dafür bin ich ja da. Es gab sogar Radiowerbung vor ein paar Tagen!

      Antworten

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