Es ist Abenddämmerung – ƇƦЄƤƲƧƇƲԼƲM würde der geneigte Lateiner wohl sagen – und ein paar unverzagte Mülheimer machen sich auf, im Fackelschein ihre Stadt zu erkunden. Und die kundigen Gästeführer Beate Fischer und Georg Reinders haben dabei jede Menge Wissen in petto…

Offenlegung: der folgende Beitrag entstand auf Einladung der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH zu einer Tour im Oktober 2018. Meinungen und Eindrücke bleiben meine eigenen.

Doch bevor wir uns auf den Weg zur ersten Fackeltour durch Mülheims Straßen machen, ist ein wenig Sicherheitseinweisung notwendig. Die hiesige Freiwillige Feuerwehr hilft hier charmant aus: die Fackeln immer schön senkrecht nach oben halten, nicht auf den Vordermann, und Abstand ist auch wirklich sinnvoll.

Nachdem nach und nach die Fackeln entzündet sind – wir helfen uns hier gegenseitig – geht es ab Bismarckturm los. Hier arbeitet übrigens ein Künstler und ab und an kann man mal den Turm erklimmen.

Begleitet vom faszinierenden Schein der Fackeln im Halbdunkel erfahren wir nun in den folgenden gut anderthalb Stunden wirklich viel über einige Mülheimer, ihre Häuser und Geschichten. So diente etwa eines der Häuser der Familie Thyssen zwischenzeitlich als Militärunterkunft. Auch ein weiteres Haus mit Geschichte – nämlich der in Mülheim aufgewachsenen Naomi Schenck über ihren Opa (“Mein Großvater stand vorm Fenster und trank Tee”) – ist Teil unserer Strecke. Opa Schenck war übrigens Chemiker.

Apropos Chemiker: einer hat für Mülheim sogar einen Nobelpreis rangeschafft. Karl Ziegler war mit einem Verfahren zur Massenfertigung von Kunststoffen gerade 1963 ziemlich angesagt und leitete in dieser Zeit das Kaiser-Wilhelm-Institut, das spätere Max-Planck-Institut für Kohlenforschung. Und sein Haus hatte angeblich einen Geheimgang rüber zum Institut…

Und überhaupt die Geschichten! Die Freilichtbühne mit ihrem Rosengarten hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Hier sollte mal eine Müllkippe (!) hin, und 1971 hat man hier Winnetou (“Das Geheimnis der Bonanza”) inszeniert. Das Stück stammte sogar vom Regisseur aus Bad Segeberg und Pierre Brice war als Ehrengast im beschaulichen Mülheim an der Ruhr. Aktuell hat die Bronzestatue Flora hier Metalldieben nicht widerstehen können – und ein leerer Sockel mit abben Füßen ziert den Rosengarten…

Die Backsteinschule ist ebenfalls sehenswert und schon lange kein Kinderheim mehr, leitet aber unseren letzten Teil der Tour in der Altstadt von Mülheim ein. Hier erlischt pünktlich meine Fackel (ich hab sie wohl nicht immer so senkrecht gehalten, wie ich sollte), aber wir bekommen noch eine schöne Geschichte vom Mutterklötzchen erzählt.

In der Tour enthalten ist ein Ausklang mit Currywurst im Gewölbekeller der Mausefalle, auf Wunsch mit hausgemachter Mayo. Die leckere Currywurst haben wir uns aber auch verdient! Omnomnom…

Meine Wertung: drei von drei Schachtzeichen für die Idee nebst Fackel, die liebevoll zusammengetragenen Geschichten und die Currywurst on top! Der Preis von 18 Euro ist hoch, aber angesichts des Umfangs fair.

Mein Extra-Tipp: eine ähnliche Tour, jedoch mit Fokus auf Schloss Broich, wird 2018 übrigens noch 2x angeboten. Falls Ihr noch Karten bekommen könnt: viel Spaß!

Crepusculum – Fackelwanderung durch Mülheims Straßen
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