Auch in Zeiten von Corona macht Mülheim an der Ruhr integrative Kunst und Bühne möglich: mit durchdachtem Konzept und vier Vorstellungen á 200 Zuschauern schaffte am 7. und 8. August das frisch renovierte Schloss Broich eine ganz wunderbare Kulisse für eine ganz wunderbare Show – die Broicher Schlossnacht 2020.
Abstandsregeln und Hygienevorkehrungen in Innenhof und Ringmauer, Registrierung und Aufteilung auf insgesamt vier Vorstellungen zu je gut zwei Stunden – all das sind die Corona-Rahmenbedingungen. Dank der MülheimPartner und weil die gut zehnjährige Renovierung von Schloss Broich nun auch innerhalb der Ringmauer ihre erste Veranstaltung feiern durfte, gab es vorab kostenfreie Eintrittskarten für interessierte Besucher. Auf die Beine gestellt wurde das Programm in nur 6 Wochen von Art Obscura e.V. und der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH – Chapeau!
Noch viel großartiger ist aber, was die Künstler mit und ohne Handicap hier auf und neben die integrative Bühne bringen: die fliegende Luise schwebt grazil in fünf Meter Höhe, während nebenan tanzbar Bremen “filmreifen Urlaub” performen. Der “private Sicherheitsdienst” vom Ensemble Kroft kümmert sich schon vor und während der Vorstellung um die Sicherheit der Zuschauer, während Jörn Kölling Shakespeares Sommernachtstraum in zehn Minuten auf der Mini-Theater-Bühne speed-performed. In der Ringmauer sind die Tonfiguren der UnArt Gruppe Essen im Mauergestein auf Zeit beheimatet, in luftiger Höhe von “Die Avatare” der Art-Obscura-Kunstgruppe gesäumt. Kai Berthold lässt unliebsame Erinnerungen als Funus Memoriae in Rauch aufsteigen und Holzblasweisen von Markus Zaja durchwogen die Schlossmauern. Tridiculous aus Berlin letztlich feuern einen Mix aus großer Artistik, powervoller Livemucke, Beatboxen, und humorvoller Performance ab. Wen das nicht zu Beifallsstürmen hinreißt, dann weiß ich es auch nicht.
Drei von drei Schachtzeichen, mehr als verdient: Ich freu mich schon auf nächstes Jahr!