75 Fotografien von Holocaust-Überlebenden – 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Die Ausstellung “SURVIVORS. Faces of Life after the Holocaust.” in der ehemaligen Mischanlage der Kokerei Zollverein schafft mit Portraitfotos von Martin Schoeller eindringliche Erinnerungen und richtet einen Appell an uns alle – nie wieder darf so etwas wie die Shoah möglich sein!
Derzeit, und noch verlängert bis 13. September 2020, werden in der ehemaligen Mischanlage der Kokerei Zollverein 75 Portraitfotografien gezeigt. Die Dargestellten, sie alle stehen im Kontext des Holocausts, haben für uns Unvorstellbares durch- und erleben müssen. Es sind 75, denn unter vielen weiteren derartigen Lagern wurde auch das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau vor 75 Jahren befreit.
75, die noch leben und ihre Erinnerungen weitergeben können. 75, in deren Teile ihres Lebens wir heute Einblick nehmen können. 75, die uns mahnen, einen Holocaust nie wieder zuzulassen.
Die schmucklosen, rauen, unverputzten Wände der Kokerei sind gut gewählt. Lassen sie doch die Portraits im Kontrast aufleben, schaffen aber auch einen kalten Kontext in die Vergangenheit. Nicht vergessen darf man, dass auch hier auf Zollverein Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter schuften mussten.
Obwohl von geringer Größe schaffen es die zu jedem Portrait gehörenden Tafeln nicht nur, die Lebenswege und Aufenthaltsorte der Dargestellten während des Holocausts und die damit erschütternd hohe Anzahl verschiedenster Konzentrations- und Arbeitslager sichtbar zu machen. So viele Schicksale, ob von Schindler gerettet, den Partisanen angeschlossen, ob geflohen, von hilfsbereiten Mitmenschen versteckt, überlebend in den Lagern… Der Film am Eingang erzählt hierzu noch mehr.
Gerade die Zitate auf den Tafeln sind es auch, die Hoffnung ausdrücken, Wünsche und Mahnungen an die Besucher richten. Für mich sehr, sehr beeindruckend: obwohl diese Menschen soviel durchmachen mussten, ist doch so oft von Liebe zu lesen.
Eine sehr nachdenklich machende Ausstellung, die nur aus Portraitfotografien und Worten besteht. Sie wird ergänzt durch einige Druckerzeugnisse und einen Begleitfilm im Eingangsbereich. Der Film gibt neben dem Making Of auch Einblicke, wenn einige der Überlebenden während der Portraitaufnahmen aus ihrem Leben erzählen. Schade, und einziger Kritikpunkt: der Film ist nur auf Englisch bzw. mit englischen Untertiteln. Deutsche Untertitel wären auch toll gewesen!
Details zur Ausstellung auf der offiziellen Website von Zeche Zollverein. Ausgerichtet wird die Ausstellung als Zusammenarbeit zwischen Yad Vashem (Internationale Holocaust Gedenkstätte Jerusalem), Martin Schoeller und der Stiftung Kunst und Kultur Bonn, sowie dem Ruhr Museum und der Stiftung Zollverein.
Eintritt: Pay what you want (Betrag freigestellt/als Spende in zwei Boxen in der Ausstellung, Stand: 24.07.2020).
Anfahrt: per ÖPNV bis Haltestelle Zollverein, oder per Auto bis Parkplatz C (kostenfrei)
Die Ausstellung ist weitgehend barrierefrei zugänglich und z.B. mit Rollstuhl und Lift erfahrbar.
(Aufnahmen aus der Ausstellung mit freundlicher Genehmigung.)
Die Foto Ausstellung hätte ich mir auch gerne angeschaut, aber leider haben wir sie knapp verpasst.
Hallo Robert, ja, die Ausstellung war sehr beeindruckend. Du kannst Teile aber noch online 360 Grad bei Youtube ansehen: https://youtu.be/5yeUf0FAaXM