Wusstet Ihr, dass die Mülheimer Gartenschau – kurz MüGa – schon 25 Jahre her ist? Am 11. April 1992 eröffnete Ministerpräsident Rau das Gelände – schönes Wetter inklusive.
Damals wurden große Anstrengungen – auch finanzieller Art – unternommen, um ein Gebiet, das mit Schrottplätzen, Industriebrachen, stillgelegtem Bahngedöns übersäht war, zu einem ansehnlichen Naherholungsgebiet zu wandeln. Die Idee dazu war schon in den 70ern entstanden: es ging darum, Parkanlagen zu schaffen, die allgemeine Stadtentwicklung voranzutreiben und eine Basis für touristische Aktivitäten herzustellen. Sanierung, Wohnumfeldverbesserung und das Beseitigen von baulichen Relikten wie dem Schrottplatz Broich sind quasi Begleiterscheinungen. Kleine Story am Rande: auf letzterem Gelände hat der amtierende Oberbürgermeister Ulrich Scholten noch Bauteile für seinen Opel Kadett B gekauft, wie er auf der gemütlich kleinen Pressekonferenz im März erzählte. Gar von einem Nachtjackenviertel war die Rede!
Natürlich war dann die MüGa zu Beginn auch umstritten. Von einer viel zu teuren Blümchenschau sei gar die Rede gewesen. Da es aber nicht nur um Grün und Bunt in Fussreichweite (“Pantoffelgrün”) ging, sondern auch Wege geschaffen, Brückenbau und Radwege vorangetrieben wurden, allgemein neue Verbindungsstrecken entstanden, kam die Akzeptanz bei Bürgern und in der Politik dann doch noch in der Breite in Gange – sagt der OB, ich selbst habe da ja noch gar nicht in Mülheim gewohnt.
Auch in den 25 Jahren seit der Eröffnung gab es eine Weiterentwicklung, die nicht immer vorhergesehen wurde. Größere und kleinere Projekte wurden ins Leben gerufen. Ob der Ringlokschuppen mit seiner bewegten Entwicklung – von einer Aufbewahrungshalle für Pflanzkübel hin zu einem Kulturort mit zwischendurch schwieriger finanzieller Lage – oder die Camera Obscura – die mal als Räucherhaus für Mettwürstchen herhalten musste und nun neben der größten begehbaren Camera Obscura der Welt ein tolles Museum zur Vorgeschichte des Films beinhaltet – hier sind überregionale bekannte Leuchttürme der Industriekultur geschaffen worden. Auch kleinere Projekte sind mit viel Engagement möglich gewesen: der Europapavillon oder die zahlreichen Spielplätze mit und ohne Wasser locken Familien an. Bänke, Wiesen und Wasserflächen laden Besucher jeden Alters zum Verweilen ein.
Die MüGa ist jedoch nicht nur der zentrale Teil an der Ruhr vis-a-vis von der Stadthalle. Das gesamte Gelände spannt sich vielmehr von Haus Ruhrnatur bis zum Schloss Styrum.
Haus Ruhrnatur und auch das Klostermuseum Saarn sind selbst Nachkömmlinge der MüGa 1992, mit den anderen MüGa-Museen ziehen sie pro Jahr 60-70.000 Besucher an, weiß Frau Kammerichs von der MST. Die MST (Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus) ist dabei ein direkter Nachfolger der initialen MüGa-Betreiber und tritt entsprechend in große Fußstapfen. Ergänzend ist dann auch neben Denkmalschutz finanziell nicht immer einfaches Spiel angesagt. So sind gerade aktuell die Leistungen und das Angebot umso höher zu bewerten, finden doch alle Altersgruppen hier etwas für sich. Die MüGa ist hierbei Gastort für viele Veranstaltungen das gesamte Jahr über: ob beispielsweise das (gesponsorte) medl Wintergrillen oder der medl Cup, der Weltkindertag, die überregionale Extraschicht oder die von mir überaus geschätzten Mittelalter-Events im Schloss Broich wie das Pfingstspektakulum oder die Schlossweihnacht und und und – da ist viel los und führen letztlich zu hunderttausenden von Besuchern.
So ein großes Gebiet stellt natürlich auch Ansprüche an die permanente Pflege. Nach der initialen Planung dazumal vor 25 Jahren werden die Gärten behutsam und dennoch bestimmt mit viel Herzblut gestutzt oder nach einem Wintergrillen auch mal intensiv wiederhergestellt. Die intensive Bepflanzung, die zur Eröffnung die Illusion eines gewachsenen alten Gartens schaffte, musste im Laufe der Jahre auch von dem einen oder anderen Baum befreit werden – damit sich die Pflanzen nicht gegenseitig erdrücken. Solcherart Eingriffe kommen nicht immer bei allen gut an, sind aber notwendig, wie Frau Waage vom Amt für Grünflächenmanagement zusammen mit Herrn Schuhmacher erzählt.
Im Übrigen bin ich extra nach der Schwärmerei von Hr. Schuhmacher noch zum Schloss Styrum gefahren, für dieses tolle Arrangement von Scillas und Narzissen. Es hat sich gelohnt, herzlichen Dank für diesen Tipp!
Wichtigstes touristisches Produkt der letzten zehn Jahre ist der Ruhrtalradweg, der auf sieben Kilometer Strecke via Mintard – Saarner Aue – Schloss Styrum/Aquarius Wassermuseum durch das Müga-Gelände führt. Als zweitbeliebtester nationaler Radweg ist das natürlich super und sorgt für zusätzliche Besucher auf zwei Rädern. Dementsprechend freut man sich in Mülheim auch wie Bolle auf den Ausbau des RS1 – dem Radschnellweg, der zwischen Mülheim Hauptbahnhof und Essen derzeit schon ordentlich Radfahrer, Fußgänger und Sportler durch das Ruhrgebiet bringt.
Im Jubiläumsjahr gibt es neben den oben aufgeführten, wieder stattfindenden Events noch ein paar Extras. So sind zur individuellen Buchung drei neue Themenführungen im Angebot, z.B. “Vom Schrottplatz zum Rosengarten”. Die Eingänge bekamen neue, moderne Übersichtspläne und eine Broschüre ging in den Druck – genauso wie einige Postkartenmotive. Und in der Camera Obscura findet eine Fotoausstellung statt, die sich rund um die Geschichte der MüGa dreht. Ob Aufnahmen aus den Archiven der MST, von den Eisenbahnfreunden oder aus Privatbesitz – sie finden hier eine Heimat auf Zeit. Ab und an wird auch historisches Videomaterial gezeigt – von Mülheims erstem Privatmann, der seine Frau mitnehmen musste, die den Akku für seine Videokamera halten musste.
Ich wünsche der MüGa mit all ihren Kulturangeboten und dem engagierten Team dahinter zum 25. Geburtstag alles Gute und weiterhin viele, viele Besucher! Alle aktuellen Angebote findet Ihr direkt in der Touristeninformation im MedienHaus, Synagogenplatz 3 in Mülheim oder online auf der entsprechenden Website.
Ich lebe seit 1970, also 50 Jahre , in dieser schönen Stadt. Den Wandel vom Schrottplatz zur wunderbaren Müga habe ich hautnah miterlebt. Ich wohnte nämlich 5 Jahre direkt neben dem Fossilienweg, der seit der Müga das Schloß und Park über einen schönen Wanderweg mit einigen damals neuen Brücken, mit einem Ausblick in den Steinbruch Rauen mit dem Kloster Saarn und seinen Gärten seit nunmehr 30 Jahren für Fußgänger und Radfahrer verbindet. Ich kenne keine Gartenschau, die so lange einen großen Mehrwert für ihre Bürger erstellt hat.
Vielen Dank für diese schöne Feedback!
Schon erstaunlich, dass die MüGa schon so alt ist. Und Klasse, dass es so was grünes mit Wasserspielplatz… in Stadtnähe gibt.
Wenn das Wetter besser ist schau ich mal vorbei.
Wunderbar, schon mal gute Erholung in der MüGa und ich bin gespannt, wie viele interessante Ecken Du so bei einem Besuch findest.