Einige Blitzeindrücke der “Truck Tracks Ruhr”-Tour am 13.12. durch das abendliche Mülheim an der Ruhr, direkt danach noch geschrieben.

Nach einer Kurzeinweisung – keine Fotos oder Videos, Anschnallpflicht, Schwitzen einstellen um die Fenster nicht beschlagen zu lassen ;-) – geht er los, der Truck Track. In den nächsten zwei Stunden gewähren uns die – dann doch immer mal wieder leicht angelaufenen – Einwegscheiben einen faszinierenden Blick in das nächtliche Mülheim an der Ruhr.

Wird der Weg zunächst noch von der echten, vorab aufgenommenen Wegstrecke auf die dann verdeckten Fenster projiziert, kommen wir relativ bald objektiv vom subjektiven Weg vor uns ab. Interessant, was das menschliche Gehirn zusammenschaltet, wenn nur die Rahmenbedingungen stimmen.

Umso größer ist die Überraschung, wenn nach Ankündigung des Programmpunktes (jeweils Titel und Macher) die Rollos auf einmal hochgelupft werden und den Blick – nur für uns im Truck wohlgemerkt – freigeben auf die Umgebung. Um nicht alles zu verraten, hier nur die ersten zwei Stationen. Staunend sehen wir im Truck auf einmal auf die Wartenden in der Busunterführung am Forum, die sich selbst natürlich völlig unbeobachtet fühlen. In Begleitung läuft ein Stück vom Band. Nach einiger Zeit setzen wir uns wieder in Bewegung, die Musik setzt wieder ein und die Rollos gehen wieder runter. Das Verwirrspiel aus projizierter Streckenfahrt und unbewusst wahrgenommener Verortung für den halbwegs Ortskundigen endet einige Zeit darauf. Die Rollos gehen wieder hoch und wir finden uns in einer Klangkulisse aus Industrietönen und einer Erzählung von irgendeinem Zwerg (auf English dieses eine Mal) auf einmal auf dem nächtlichen Firmengelände der Europipe Röhrenwerke Mülheim wieder. Gerade werden Rohre umgeladen, faszinierend steht mir der Mund offen.

Soweit zu den ersten zwei Stationen, es folgen fünf mehr. Jeweils Geschichten und Locations fein aufeinander abgestimmt, einige gelungene Überraschungen mehr sind dabei. Wohlgemerkt muss das Macherteam rund um Rimini Protokoll und Urbane Künste Ruhr vorab Sondergenehmigungen und Zugänge zu einigen Privatgeländen für Werke und Dienstplätze beschafft haben, die sich fein synchronisiert in die zwei Stunden dauernde Tour einordnen. Ich bin nachträglich extra beeindruckt!

Ich gebe zu, die eingespielten Stücke sind nicht alle meins gewesen, aber hey – das ist halt Kunst. Und das hier ist ein ziemliches Gesamtkunstwerk, das es in sich hat. Einen extra Einblick ins Ruhrgebiet gibt es zwischendurch einmal mit projizierten Personenportraits. Im wahrsten Sinne des Wortes: ein abgefahrenes Erlebnis!

Details und Kartenbezug: offizielle Website Truck Tracks Ruhr

Mülheim ist noch bis 20.12.2016 am Start, in 2017 folgen noch Bochum und Essen. Restkarten gibt es selten, aber manchmal noch an den Startorten. Ggf. solltet Ihr Euch auf die Warteliste von Urbane Künste Ruhr setzen lassen, da nicht immer alle Kontingente und Reservierungen abgerufen werden.

Noch was zur Fahrt selbst: es ist nicht mit einem bequemen Theatersessel vergleichbar. Die Bänke sind relativ eng, irgendwie müssen um die 50 Leute in den umgebauten LKW passen. Kniefreiheit für große Leute nur auf den untersten Plätzen in den drei Reihen. Und: Ihr sitzt quer zur Fahrtrichtung, das ist neben durchaus experimenteller Musik auch vielleicht nicht jedermanns Sache. Wer das alles ab kann: diese einmalige Gelegenheit nutzen!

Truck Tracks Ruhr – mit dem venezianischen Spiegel unterwegs im Ruhrgebiet
Markiert in:                     

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert