Die ungewöhnlichste Form einer Festung, die ich bislang sah, beherbergt die Vesting Bourtange in den Niederlanden: fünfzackig und abwechselnd von Wasser und Wällen umgeben liegt ein echtes Kleinod direkt an der deutschen Grenze.

Die Festung stammt in ihren Ursprüngen aus dem Jahr 1742. Strategisch gut platziert konnte man nur hier gefahrlos das Moor durchqueren.

Weil ich keine eigenen Luftaufnahmen habe, habe ich Euch den Grundriss mal kurz aufgemalt, um einen ersten Eindruck zu bekommen:Bourtange_03_IMG_8058b

Im obigen Bild ist im Wesentlichen der innere fünfzackige Bereich mit Gebäuden (rot) versehen. Von innen nach außen folgt dann ein vollständig umschließender Kanal (blau), danach grasbewachsene Wälle (grün) und schließlich noch einmal Wasser (blau). Zufahrt bzw. Zugang ist ausschließlich über solche Klappbrücken möglich:

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Ab ca. 1970 hat man in den Niederlanden beschlossen, das Festungsörtchen wieder aufzubauen. Bedenkt man die ganzen Gräben und Rekonstruktion der Bauten, Wälle und Brücken muss das ein riesiger Aufwand gewesen sein.

Auf einem der nach außen gewanden “Zacken” befindet sich eine Windmühle (Standort habe ich oben in der Skizze mal eingezeichnet):Bourtange_30_P1190272

Auf den Wällen finden sich neben einigen Kanonen auch kleine Wachhäuschen:Bourtange_32_P1190329Bourtange_14_P1190311

Es gibt eine kleine, zugängliche Kirche:
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Und auch eine kleine Synagoge ist im Ort. Die Synagoge und mehrere kleine Museen bzw. Museumshäuser sind gegen Eintritt zugänglich.Bourtange_20_P1190336

Innerhalb der Festung wohnen tatsächlich ca. 50 Leute. Aber auch als Touri kann man im Ort übernachten. Schön sind auch die Gärten zwischen den Häusern.Bourtange_09_P1190287Bourtange_10_P1190288Bourtange_21_P1190341

Auf dem zentralen Marktplatz finden sich neben einigen Cafés und Restaurants auch mehrere kleine, allerliebste Kramläden. Das Sortiment ist, sagen wir mal, denkwürdig.Bourtange_12_P1190294Bourtange_11_P1190292

Es gibt einen Bootsverleih, an dessen Anlegeufer auch ein abgewrackter Kahn liegt.Bourtange_31_P1190312Bourtange_19_P1190328

Zu den Museumhäusern gehört eine Kapitänswohnung. Müssen die früher klein gewesen sein, um in diese Schrankbetten gepasst zu haben!Bourtange_13_P1190300

Im kleinen Moormuseum könnt Ihr neben wissenswert aufbereiteter Geschichte und Einblicken ins Leben im Moor einen kleinen Film zur Entstehung der Festung sehen (mehrsprachig mit Untertiteln). Oder wie Nils Holgersson auf einer Gans über’s Moor fliegen. Huiii!

Nils Holgersson!
Nils Holgersson!

Sein Geschäft hat man wohl früher direkt über’m Wasser verrichtet. Untendrunter fand man während des Wiederaufbaus der Festung auch viele Gefäße und sonstige Sachen, die bei solch einem Gang dann wohl mehr oder weniger absichtlich da versenkt wurden.

Ye olde outhouse
Ye olde outhouseBourtange_17_P1190324

Für einen Euro mehr zum Eintritt kann man einen Lageplan (sieht ungefähr so aus wie meine Skizze *hüstel*) und eine kleine Broschüre erstehen.

Broschüre und Lageplan
Broschüre und Lageplan

Tipp 1: wer sich vorher die passende App “Bourtange” (für iOS oder Android) runtergeladen hat, kann viele Bilder in der Broschüre zum Leben erwecken.

Tipp 2: eine weitere App “Terra mora Bourtange” (Link iOS) hilft ortsgesteuert bei der Erkundung und enthält ebenfalls weitergehende Informationen.

Aufgrund der eckigen Anlage ist alles übersichtlich und leicht erreichbar. Die Festung wurde übrigens so bemessen, dass zwischen jeder Ecke immer ein Musketenschuss Entfernung lag – somit war ein Rundumschutz zu Zeiten der Erbauung möglich. Bourtange wurde nie erobert.

Weitere Details: Website Vesting Bourtange (mehrsprachig)

Insgesamt ist die Festung Bourtange eine sehr schöne Ecke unweit der A31 und einen Besuch unbedingt wert! Kostenfreie Parkplätze vor Ort sind vorhanden.Bourtange_29_P1190357

Festung Bourtange (NL) – jetzt aber zackig!

2 Kommentare zu „Festung Bourtange (NL) – jetzt aber zackig!

  • 13. Mai 2016 um 11:25 Uhr
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    Danke für den tollen Bericht! Zunächst werde ich mir NRW er-radeln… aber Holland is nicht mehr weit von hier aus ;-) im Gegensatz zu de Orten, wo ich vorher gewohnt hatte.

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    • 13. Mai 2016 um 20:33 Uhr
      Permalink

      Dann viel Spaß erstmal in NRW – und nachher in Bourtange!

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